Ergänzend zu Befund-orientierter Therapie ist die Behandlung leidvoll erlebter Befindens-störungen (BS) eine ganzheitsmedizinische Herausforderung, bei der komplementärmedizinische Therapien sich oft als besonders hilfreich erwiesen haben. Weit über heilsame Placebo- Wirkung hinausgehend, vermitteln diverse Formen westlicher und östlicher Entspannungstherapie, Akupunktur, Homöopathie, Neuraltherapie, Trad. Europäische und Asiatische Phytotherapie, Mikroimmuntherapie (und andere) außer zusätzlichen Gesundheitsbildern und Wirksubstraten auch methodenspezifische Zugänge und therapeutische Indikationen . Diese können (in ärztlicher Hand) prophylaktisch und therapeutisch – fast nebenwirkungsfrei, kostengünstig und vielfach erfolgreich besonders dort eingesetzt werden, wo konventionelle Medizin mitunter zu wenig wirksam, zu nebenwirkungsreich oder zu aufwendig ist. Gerade in Krisenzeiten sind Integration mit Bündelung unserer unterschiedlichen therapeutischen Möglichkeiten ein Gebot der Stunde – und das Haupt-Anliegen unserer Liste Integrative Medizin. (siehe Ziele)
Befindens-Störungen (BS) und Leidensdruck
In Hinblick auf diesbezüglich zumeist mangelhafte Wissensvermittlung auf den Österreichischen Universitäten und die große Nachfrage seitens der Patienten bedarf es einiger Erklärungen zu dieser komplexen Frage.
Der Wert objektivierbarer, reproduzierbarer medizinischer Befunde ist unbestritten, ebenso wie der Wert sich daraus abgeleiteter pharmakologischer (konventionelle Medikamente und Impfungen) chirurgischer und anderer (z.B. physiotherapeutischer, ernährungstherapeutischer) therapeutischer Maßnahmen und Empfehlungen.
Leider werden hingegen Befindens- Beeinträchtigungen von der konventionellen Medizin (funktionelle Beschwerden wie z.B. Schmerzen, Müdigkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Übelkeit, Kreislaufschwäche, abdominale Missempfindungen etc.) oft erst dann ernstgenommen, wenn sie Ausdruck pathologischer Befunde sind – also meist erst in Spätstadien. Bei Diskrepanzen zwischen Befinden und Befund (z.B. im Wirbelsäulenbereich) fühlen sich junge Ärzt*Innen zunächst oft nicht zuständig – auch weil im Medizinstudium die Aufmerksamkeit primär auf Befunde gerichtet wird, deren Erfassung und Behandlung sich methodisch relativ gut über randomisierte Doppelblindstudien belegen lässt. Hingegen entziehen sich veränderbare Befindens-störungen meist diesem Studiendesign – was auch die quantitativ unterschiedliche Datenlage großer konventioneller – meist von Pharmafirmen finanzierten Studien – im Vergleich zu entsprechenden komplementär- medizinischen Studien mit Konzentration auf Befindens-störungen erklärt – wiewohl es auch solche in ausreichender Zahl und Qualität gibt.
Befindens-Störungen (BS) sind wesentlich für den subjektiven Leidensdruck. Ihre Beachtung und Behandlung ist ein wichtiger Bestandteil menschlicher – ärztlicher Kommunikation, ärztlicher Kunst. BS werden in der konventionellen Medizin nur allzu oft gegenüber objektivierbaren Befunden als zweitrangig hingestellt. Komplementärmedizinische Behandlungswege können wesentlich dazu beitragen, dieses Manko auszugleichen.
Befindens-störungen (BS) können auftreten:
1. Als Frühsymptome abwendbar gefährlicher Krankheitsverläufe,
2. Als Ausdruck psychosozialer und psychosomatischer Belastungen,
3. Als Begleiterscheinung (Nebenwirkungen) an sich sonst gut wirksamer, konventioneller, medizinischer Therapie,
4. Als leidvoll erlebte Symptome schwerer Erkrankungen, wobei BS (als chronische Stressoren) bestehende KH-Verläufe zumeist verschlechtern. Ihre erfolgreiche Behandlung wirkt sich mittelfristig heilsam aus.
BS sind außerdem noch eine interdisziplinäre Herausforderung für Ärzte*innen, die auf ihren Universitäten dazu erzogen wurden, statt ganzheitlich eher in Spezialdisziplinen zu denken und ihr Augenmerk mehr auf Pathogenese als auf Salutogenese zu richten.